Verständnis der BIM Stufen

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Episode 8: Verständnis der BIM Stufen

Quelle: Bilal Succar – Link zum Original  – Ursprüngliches Veröffentlichungsdatum 18. Februar 2008

Häufig werden Diskussionen innerhalb der Branche über BIM liebevoll auf die weitreichenden Möglichkeiten erweitert: nahtlose Kollaboration, darstellen des Bauablaufs, gemeinsam nutzbare Datenbanken und eine vollintegrierte Projektdurchführung. Während alle diese Möglichkeiten heute schon vorhergesehen und immer leichter zugänglicher werden während wir sprechen (schreiben), ist es wichtig die zukünftige Entwicklung zu verstehen. Dieses Verständnis wird helfen, den Fokus auf die richtige Aufgabe zu setzen, verfügbare Ressourcen besser zu verteilen und auf eine BIM-basierte Zukunft vorbereitet zu sein.


Diese Episode ist ebenfalls in folgenden Sprachen verfügbar:

Nachfolgend geht es mit der deutschen Version weiter:


In der vorherigen Episode wurde die erste Dimension des BIM-Frameworks beschrieben – die horizontale Achse repräsentiert die AEC-Akteure und deren Ergebnislieferungen. Jetzt ist es an der Zeit, die zweite Dimension vorzustellen – die vertikale Achse der BIM-Einführung. Diese Episode beabsichtigt, die Meilensteine oder „Stufen“, welche AEC-Akteure auf dem Weg zur vollintegrierten Anwendung durchlaufen werden, zu identifizieren. Es gibt drei Stufen/Meilensteine:

  • BIM Stufe 1: Objekt-basiertes Modellieren
  • BIM Stufe 2: Modell-basierte Kollaboration
  • BIM Stufe 3: Netzwerk-basierte Integration

Jede diese Stufen ist weiter unterteilt in aufeinanderfolgende Schritte. Die Unterscheidung von „Stufen“ und „Schritten“ wird wie folgt vorgenommen: BIM Stufen sind Transformationen oder radikale (1) Veränderungen, während BIM Schritte inkrementelle (2) Veränderungen innerhalb dieser sind. In diesem Post werden wir den Fokus auf das Identifizieren der Transformationsstufen innerhalb der BIM-Bereiche legen. Zu Anfang beschreiben wir kurz den Pre-BIM-Status, welcher hartnäckig innerhalb der AEC-Branche vorherrscht.

Der Pre-BIM-Status:

An der politischen Front ist der Pre-BIM-Status durch nicht partnerschaftliche Beziehungen und vertragliche Arrangements zum verschieben des Risikos charakterisiert. Im Bereich der Prozesse gibt es weitreichende Abhängigkeiten in Form der 2D Dokumentation zur Beschreibung der 3D Realität mit samt allen Problemen die diese zur Folge haben. Die Kommunikation zwischen verschiedenen Beteiligten ist mehr als unzureichend und Projektteams gehen auseinander, je näher Projekte die Fertigstellung erreichen. Das Technologie Investment ist sehr gering und der Datenaustausch leidet unter einem großen Mangel von Interoperabilität [3] zwischen Software Applikationen … das kann so sicher nicht fortbestehen!

2D Migration zu 3D … BIM Stufe 1:

Nach dem die völlige Abhängigkeit von Handskizzen, CAD und 3D Visualisierungen vorherrschte, entschieden sich einige Unternehmen die Innovationskluft zu überqueren und investierten in Objekt-basierte BIM Applikationen (Abbildung 8.1).

Überqueren der Kluft von Geoffrey Moore Innovationskluft Building Information Modeling Adoption
Abbildung 8.1 – Überqueren der Kluft von Geoffrey Moore

Diese Unternehmen fingen schnell an, koordinierte 2D Dokumente und 3D Visualisierungen aus dem BIM Modell zu generieren, jedoch wurde das parameterreiche Modell an sich innerhalb der verschiedenen Disziplinen nicht geteilt. Dreidimensionale Ansichten und leichtgewichtige Modelle (diese die eventuell Metadaten der Objekte und keine aktiven Parameter enthalten – DWF, NWD, 3D PDF, KML Dateien und weitere) werden die neuen Phrasen innerhalb der verjüngten Kommunikationssprache. Im Zuge der Adoption erfuhren diese Unternehmen leichte Prozess Veränderungen, in dem sie anfingen, eine Unmenge an 3D Ansichten, Mengen, Spezifikationen, was-wäre-wenn Szenarien und andere Ergebnisse aus den semantisch-reichhaltigen Modellen zu generieren. Da das BIM Modell weiterhin einzel-disziplinär ist und die Ergebnisse weitgehend CAD-ähnliche Dokumente sind, bestehen weiterhin vertragliche Beziehungen und Haftungsprobleme … aber nicht für lange!

Vom Modellieren zum Kollaborieren … BIM Stufe 2:

Zwei Disziplinen, jede „besitzt“ ein semantisch-reichhaltiges Modell, entscheiden sich zu kollaborieren. Sie tauschen und teilen Modelle/Datenbanken aus, welche nicht unbedingt Geometrien enthalten müssen (z. B. Gantt Diagramme, Assets- und Umgebungsdatenbanken als Beispiel teilbarer Datenbanken). Diese beiden Unternehmen können auch gemeinsam eine einzelne Datenbank verwenden (z. B. nutzen der „Worksets“ in Autodesk® Revit®), verlinken zweier unterschiedlicher proprietärer Formate (z.B. verlinken von Digital Project® mit einer Primavera® Datenbank) oder sie tauschen nicht-proprietäre Dateien aus (z.B. IFC, CIS2 oder SDNF Dateien). Dadurch wird es z.B. Möglich, 4D Zeiten-Studien, interdisziplinäre Kollisionsprüfungen und das generieren einer eindrucksvollen Fülle von Datenanalyse Ergebnissen durchzuführen. An diesem Punkt zeigen „traditionelle“ vertragliche Beziehungen, Risikomodelle und „bewährte“ Prozesse erhebliche Belastungen und – mit der Abwesenheit von klaren politischen Regelungen – aufkommende erfinderische Lösungen.

Vom Kollaborieren zur Integration … BIM Stufe 3:

Die Erfüllung dieser Stufe ist die Zusammenstellung aller Träume baulicher Effizienz und BIM Philosophien. In dieser Stufe werden die Lebenszyklusphasen der Projekte im Wesentlichen aufgelöst und die die Akteure interagieren in Echtzeit, um echte Mehrwerte durch die zunehmenden virtuellen Workflows zu generieren. Ebenfalls in dieser Stufe werden vorhandene und sich schnell verbessernde Technologien eine ermöglichende Rolle und ein Set von Technologien eine zentrale Rolle spielen: der zunehmend verfügbare Modell-Server, Nachbildung oder andere Gesamtmodell Lösungen. Diese spezialisierten Netzwerk-basierten Technologien speichern, teilen und steuern multidisziplinären Input/Output der beteiligten Stakeholder. An diesem Punkt verlieren aktuelle vertragliche Regelungen und Projektprozesse die Verbindung zu den technologischen Möglichkeiten. Selbstverständlich werden mit der Zeit Prozesse sich weiterentwickeln und Regelungen erarbeitet werden, um das volle Potential der Nutzung von semantisch-reichhaltigen Modellen und externen referenzierten Datenbanken zu ermöglichen … es wird eine lange Reise vor uns liegen.

Abbildung 8.2 - BIM Stufen, eine komprimierte Ansicht
Abbildung 8.2 – BIM Stufen, eine komprimierte Ansicht

Das interessante an all diesen Stufen ist, dass die notwendige technologische Infrastruktur derzeitig schon existiert oder sich in der Entwicklung befindet. Ob wir über Software, Hardware oder Netzwerke diskutieren, alle diese entwickeln sich sehr rasch weiter. Prozesse (wenn auch experimentell) ziehen nach, sobald sich innovative Unternehmen zunehmend verbünden und gemeinsam die Grenzen pushen. Allerdings sind immer noch die größten Abwesenden, die politischen Akteure (vgl. Episode 7), welche sehr langsam reagieren und die notwendigen Richtlinien, Regulierungen, Haftungsabsicherungen und Ausbildungs-/Lehrprogramme die notwendig für diesen systematischen Prozess sind, zu entwickeln.

Zusammengefasst

Während in Stufe 1 nur eine BIM Applikation und ein Verantwortlicher benötigt wird und in Stufe 2 der Wille zur Zusammenarbeit (Kollaboration) zweier Akteure Voraussetzung ist, wird in Stufe 3 viel mehr als das benötigt. Dieses integrierte Verfahren wird ein systematisches Verständnis gefolgt von systematischer Konsolidierung aller relevanten Technologien, Prozessen und Regelungen benötigen. Es wird sicherlich noch eine lange Reise vor uns liegen, es ist aber auch eine reizvolle!

Fortsetzung folgt, die nächste Episode setzt sich mit dem Verständnis der BIM-Optiken auseinander.

Ein Video, welches das dreiachsige Modell erklärt, ist jetzt auf dem BIM-Framework YouTube Kanal online (zurzeit noch auf Englisch).

Übersetzt von Stephan Liedtke (BIMSource.de) – Lektorat: Dr. Carsten Druhmann (ZHAW) – Veröffentlichungsdatum: 14.08.2016

Referenzen:

  1. Henderson, R. M. & Clark, K. B. (1990) Architectural Innovation: The Reconfiguration of Existing Product Technologies and the Failure of Established Firms. Administrative Science Quarterly, 35, 9.
  2. Taylor, J. & Levitt, R. E. (2005) Inter-organizational Knowledge Flow and Innovation Diffusion in Project-based Industries. 38th International Conference on System Sciences. Hawaii, USA.
  3. NIST (2004) Cost Analysis of Inadequate Interoperability in the U.S. Capital Facilities Industry. IN Gallaher, M. P. O. C., A. C.; Dettbarn, J. L., Jr.; Gilday, L. T. (Ed.), National Institute of Standards and Technology.

5 KOMMENTARE

  1. Liebe Übersetzungsbots,

    leider seid ihr nicht in der Lage Verantwortliche zu nennen. Wer seit ihr? Warum gibt es kein Impressum? Weiss Bilal mit wem er sich da eingelassen hat?

    • Sehr geehrter Herr Heiter,

      bitte vorher etwas genauer informieren!

      Zu „Wer seid ihr? und warum es kein Impressum gibt?“
      Unter den Blog-Posts wird immer verlinkt, wer diesen übersetzt hat! Ein Impressum gibt es ebenfalls auf der Seite, sowie einen Artikel über die Zusammenarbeit mit Bilal.

      Konstruktive Kritik, Anmerkungen oder weitere Gedanken zu Artikeln und Themen ist angebrachter, als irgendwelche nonsense Kommentare!

      Einen angenehmen Sonntag weiterhin.

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