Episode 15: Initiieren eines kollaborativen BIM Projekt s
Ein kollaboratives BIM Projekt ist kein einfaches Unterfangen. Dies ist besonders zutreffend, wenn das Projekt ein größeres Bauwerk z.B. ein Hochhausgebäude oder ein Großkrankenhaus ist, die Projektbeteiligten einen größeren Mangel an benötigter Erfahrung besitzen oder die BIM Anforderungen nicht eindeutig definiert sind. Diese Episode wird die drei Hauptkriterien für die primär Beteiligten, die Projektmanager oder die unabhängigen Consultants beschreiben, welche zur Initiierung eines kollaborativen, modell-basierten Prozesses zu berücksichtigen sind.
Diese Episode ist ebenfalls in weiteren Sprachen verfügbar:
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Nachfolgend geht es mit der deutschen Version weiter:
Einleitung
Wird ein Projektteam engagiert gemeinsam ein BIM-Produkt/ -Service zu liefern, werden sie eigentlich damit beauftragt, ihre eigenen Prozesse zu koordinieren und die Austauschbarrieren zu verringern. Dies ist keine zu schwere Aufgabe, wenn die folgenden Kriterien existieren:
- Die BIM Ziele sind durch den Auftraggeber klar definiert
- Die Hauptprojektbeteiligten besitzen ein adäquates Level an BIM Kompetenz, passend zu den definierten BIM Zielen
- Die generelle Bereitschaft zur Kollaboration besteht und es liegt ein klares Verständnis wie der Austausch von Informationen und Daten verläuft
Fehlt das erste Kriterium, ist es realistisch zu erwarten, dass das durchzuführende BIM Projekt eine Übung in Geduld, Kompromissen und gänzlicher Ineffizienz wird. Ist der Auftraggeber jedoch gut über BIM Lieferungen und die dazugehörigen Anforderungen informiert, welche ihm/ihr zur Verfügung stehen, besteht die Möglichkeit, den Auftrag klar und präzise zu definieren. Nachfolgend ist eine zusammengefasste Mindmap von potentiellen BIM Lieferungen, welche nach den Projektlebenszyklusphasen (Verweis zu Episode 10) eingeteilt sind.
Bezüglich des zweiten Kriteriums müssen die BIM Fähigkeiten der Dienstleister [1] mit den definierten Zielen des Auftraggebers übereinstimmen. Wenn zum Beispiel der Auftraggeber (Besitzer) die Lieferung eines koordinierten as-built Modells fordert, welches er in das Facility Management-/Wartunssystem integrieren möchte, muss der Projektteilnehmer genau diese Fähigkeit besitzen. Fordert der Auftraggeber die Nutzung des Modells für die Vorfertigung (z.B. Fertigteile oder Stahldetails), dann benötigt der relevante Projektteilnehmer genau diese Fähigkeiten zu Lieferung exakt dieses Modells [2]. Jede Unstimmigkeit zwischen den BIM Anforderungen des Auftraggebers und den BIM Fähigkeiten der Dienstleister resultiert in einer großen Ineffizienz und für den Auftraggeber in unnötigen Kosten.
Auch wenn die BIM Ziele klar definiert sind und die Projektbeteiligten individuell qualifiziert sind muss das dritte Kriterium erfüllt werden – gemeinsame Ziele und Workflows. Um dies für ein großes kollaboratives [3] BIM Projekt erfolgreich zu initiieren muss das Projektteam bereit sein zu kommunizieren, die Risiken zu teilen, die Prozesse anzupassen und Kenntnisse und Wissen auszutauschen. Ebenfalls muss das Projektteam lernen wie zusammengearbeitet wird: was wird modelliert (oder auch nicht), was wird ausgetauscht (oder auch nicht) und wann wird etwas ausgetauscht. Das Erreichen eines gemeinsamen Verständnisses für die meisten effizienten Modellierungspraktiken und Austauschwerkzeuge, Prozesse und Protokolle ist entscheidend. Dieses gemeinsame Verständnis kann ad-hoc (Probleme werden sobald sie entstehen gelöst) oder sorgfältig geplant, durchgeführt und beobachtet werden. Ein geplanter Versuch kann sehr viel effizienter als ad-hoc Praktiken sein, speziell wenn die Kollaborationsworkflows klar abgebildet, zugeordnet und umfassend getestet worden sind.
EIN BEISPIEL WORKFLOW
Als konkretes Beispiel ist nachfolgend ein Beispiel-Workflow dargestellt, welcher die ersten Schritte zur Initiierung eines großen kollaborativen BIM Projekts abbildet.
Der obige Workflow [4] bildet ab, was derjenige der das Projekt aufsetzt (BIM Facilitator [5] ) zur Initiierung einer modellbasierten Kollaboration benötigt. Der Workflow ist untergliedert in drei Bahnen, sogenannte Lanes [6] und enthält Gruppen von Ereignissen, Aufgaben, Datenobjekten/-speichern und Gateways, welche eine logische Entwicklung zur Klärung der Ziele des Auftraggebers, zur Bestimmung der BIM Kompetenzen und zur Definition der gemeinsamen Ziele und Workflows darstellen. Aufgaben (abgerundete Rechtecke) stellen die erwarteten Hauptaktivitäten des kollaborativen Teams dar. Datenobjekte sind mit diesen Aufgaben verknüpft und enthalten ein Set an Informationen welche Anforderungen (Eingangsobjekte) oder Lieferungen (Ausgangsobjekte) darstellen können. Diese Datenobjekte können unteranderem in den Formen als Leitfaden, Handbuch, Checklisten oder jeglichen anderen Typs strukturierter Informationen vorliegen, welche das Teilen von Wissen und den Austausch von Daten ermöglichen.
Workflows wie der in Abbildung 2 dargestellte, variieren je nach organisatorischen, vertraglichen oder marktspezifischen Bedingungen. Dennoch können diese Workflows, wenn auch generisch und unvollständig [7], hilfreich zur Klärung der Ziele, zur Definition der inkrementellen Schritte und zur Steigerung der Effizienz eines kollaborativen BIM Projekts in der ersten und der kritischsten Phase sein.
ZUSAMMENFASSUNG
Wenn ein Projektteam ein modellbasiertes kollaboratives Projekt beginnen wird, ist es wichtig die folgenden Schlüsselprinzipien zu beachten:
- Planung ist für den erfolgreichen Abschluss jedes Bauvorhabens wichtig. Die detaillierte frühe Planung ist ein kritischer Aspekt für große kollaborative BIM Projekte.
- Große kollaborative BIM Projekte sind per Definition komplexe Unterfangen. Diese Komplexität muss signifikant reduziert und die Mehrwerte durch BIM maximiert werden [8].
Ein exzellenter Weg zur Reduzierung der Komplexität wird durch vereinfachte Diagramme, Mindmaps und visueller Workflows erreicht. Eine strukturierte Sprache (wie zum Beispiel BPMN – Business Process Model and Notation) hat seine Vorteile, wie jede Art klarer grafischer Repräsentation.
Schlussendlich kann die Initiierung eines großen kollaborativen BIM Projekts übermäßig anspruchsvoll aufgrund des Fehlens von Zieldefinitionen, der Kompetenzen der Beteiligten und des vereinbarten Know-Hows sein. Klärung der Ziele des Auftraggebers zu einem größtmöglich frühen Zeitpunkt, das Bewerten und Abstimmen der BIM Kompetenzen der Projektbeteiligten und die Entwicklung klar definierter Workflows in Form von Plänen kann die Komplexität des Projekts signifikant reduzieren und die Effizienz erhöhen.
Fortsetzung folgt, die nächste Episode setzt sich mit dem Verständnis über BIMWash auseinander.
Übersetzt von M.Sc. Stephan Liedtke (BIMSource.de) – Veröffentlichungsdatum: 18.05.2017
Referenzen:
[1] Der Term Dienstleister bezieht sich auf Architekten, Ingenieure, Bauunternehmen und Sub-Unternehmer, während sich der Term Projektbeteiligte sich auf einen umfassenderen Bereich von BIM Akteuren inklusive des Auftraggebers/Besitzer, Betreiber oder Projektmanager bezieht. [2] Zur Sicherstellung der Versprochenen Lieferungen durch Dienstleister ist ein Fähigkeiten- / Reifegradassessment besonders empfohlen (Verweis zu BIM Episode 11, Episode 12 und Episode 13). [3] Ein kollaboratives BIM Projekt setzt den Austausch von datenreichen Modellen zwischen mindestens zwei Disziplinen voraus (Verweis zu BIM Episode 8 und Episode 10). [4] Dieser visuelle Workflow basiert auf der Business Process Modelling Notation (BPMN) – eine strukturierte Sprache welche für das Prozessmanagement und -automation geeignet ist (Wikipedia Link). [5] Ein BIM Facilitator ist ein Term, welcher eine neuentstehende Rolle beschreibt, welche unterschiedlich zu der des Modell Managers ist. BIM Facilitators können interne Champions oder externe Berater sein. Ein separater Post wird diese Rolle genauer beschreiben. [6] Dieser Workflow ist auf einem sehr groben Level abgebildet und kann in weitere unterschiedliche Pools und Lanes zur Anpassung an Projektrollen unterteilt werden. [7] Diese Schritte können niemals als final oder gänzlich angesehen werden. Sie sind zu kontinuierlichen Optimierung zur Anpassung an aufstrebende Technologien und Wissen/Projekt Management Best Practices gedacht. [8] Für einen Überblick zu Beziehungen zwischen Projektkomplexitäten und Kommunikation sei hier auf CIFE´s technischen Report – TR196 aus Januar 2011 verwiesen (PDF Link, 1.42MBs)