Episode 1: Einführung
Quelle: Bilal Succar – Link zum Original – Ursprüngliches Veröffentlichungsdatum 09. Dezember 2005
Die BIM-Episoden
Prolog: Grenzen von Building Information Modeling
Wir alle haben schon verschiedene Definitionen von Building Information Modeling (BIM) gelesen, wobei die meisten Definitionen den Begriff nicht umfassend und verständlich darstellen. Dieser Beitrag ist nicht anders. Er ist ein weiterer Versuch, die sich stetig ändernden Grenzen und Randbedingungen des BIM-Konzepts, wie auch die wachsende digitale Landschaft im Bereich Architektur, Ingenieur- und Bauwesen (AEC), zu verstehen und zu definieren. Mit diesen Episoden erhoffe ich mir, die konzeptionellen und praktischen Grundlagen von BIM darzulegen. Dafür habe ich schon einige Posts vorgeschrieben und werde diese kontinuierlich veröffentlichen.
Episode 1: Einführung
Teil A: BIM-Grenzen
Die Abgrenzungen von Building Information Modeling als Begriffsdefinition, als Technologie und als Prozess verändern sich schneller als sie von der Industrie angenommen werden. BIM als Begriff scheint sich gefestigt zu haben (siehe Teil B), jedoch erweitern sich die Grenzen der Technologie und Prozesse weiterhin sehr rasch. Diese Erweiterungen der Grenzen beunruhigen in mehrfacher Hinsicht, da es an allgemeingültigen Definitionen, Prozessschemata und einer regulierten grundlegenden Struktur mangelt. Allerdings werden diese Bedenken durch die großen Potentiale von BIM (als integrativer Prozess) wettgemacht. BIM dient als Katalysator [1] für einen Wandel im Bauwesen, fördert die Zusammenarbeit [2], verbessert die Effizienz und Effektivität [3] und reduziert die hohen entstehenden Kosten durch mangelhafte Interoperabilität [4].
Diese Episode ist ebenfalls in verschiedenen weiteren Sprachen verfügbar:
- Original in Englisch Episode 1: Introduction
- Italienisch Lezione 1 – Introduzione al BIM
- Spanisch Episodio 1: Introducción
- Französisch Leçon 01: Introduction au BIM
Nachfolgend geht es mit der deutschen Version weiter:
Teil B: Der Begriff an sich
Für akademische Forscher verkörpert Building Information Modeling und alle damit einhergehenden Begrifflichkeiten viele Lösungen, die schon durch die Forschung über eine lange Zeit bereitgestellt wurden [5]. Für andere Interessengruppen aus der Industrie (Designer, Ingenieure, Auftragnehmer/Kunden, Bauunternehmen, Facility Manager, Regierung/Öffentliche Auftraggeber…) ist BIM ein neuer Begriff, der jedoch auf schon beständigen marktreifen und zur Verfügung stehenden Forschungskonzepten beruht. Die zunehmende Bedeutung von BIM als ein wiederaufkommendes Konzept basiert auf der ansteigenden Rechenleistung von Prozessoren, der Weiterentwicklung der Softwareprodukte, Diskussionen über die neuartige Zusammenarbeit (IAI, NIST, GSA) sowie der damit einhergehenden regulativen Rahmenbedingungen [6].
BIM, wie ist der Begriff zu lesen:
Building: ein Bauwerk [7], ein umschlossener Raum, konstruierte Umgebung
Information: eine sinnvolle und nachvollziehbare strukturierte Menge an Daten
Modeling: gestaltbar, formbar, präsentierbar, berechenbar
Zum besseren Verständnis dieser unberechenbaren Matrix, stellen wir die Anordnung der Terme um:
Die konzeptuellen Rahmenbedingungen von Building Information Modeling (BIM) stammen ursprünglich aus Mitte der 1980er Jahre (wird in späteren Posts behandelt). BIM ist lediglich ein moderner Begriff dafür. Meine vorherigen Versuche, die Entstehung des Terms „BIM“ nachzuvollziehen, mündeten in einer längeren Diskussion zwischen Jerry Liaserin [8] und seinen Lesern. In „Vergleichen von Äpfeln und Orangen“ liefert Jerry eine stichhaltige Argumentation für die Akzeptanz des Terms/Akronyms, da dieser durch die führenden CAD-Softwarehersteller eingeführt wurde. (Ich habe die Diskussion auf 25 Seiten zusammengefasst; lasst es mich wissen, dann maile ich Euch diese (in Englisch)).
BIM als Akronym hat sich gegenüber anderen konkurrierenden Begriffen, die ähnliche Konzepte repräsentieren, durchgesetzt. Forscher versuchen die Konzepte gegenseitig abzugrenzen [9], jedoch überschneiden sich diese in vielerlei Hinsicht, so dass keine klare Trennung möglich ist. Ich behaupte nicht, dass all diese Definitionen die exakt selben Konzepte, Lebenszyklusstufen eines Gebäudes oder die erwarteten Leistungen repräsentieren, aber ich behaupte, dass solche Vergleiche intellektuell extravagant sind.
Fortsetzung folgt, die nächste Episode setzt sich intensiver mit dem Begriff „Modeling“ im „Building Information Modeling“ auseinander.
Übersetzt von BIMSource.de – Lektorat: Ulf-Günter Krause – Veröffentlichungsdatum: 29.02.2016
Referenzen:
- [1] Bernstein, P. (2005) Integrated Practice: It’s Not Just About the Technology, http://www.aia.org/aiarchitect/thisweek05/tw0930/tw0930bp_notjusttech.cfm accessed December 5, 2005
- [2] Dawson, A.(Ed.) (2004) The Building Technology and Construction Industry Technology Roadmap Report, Collaborative Working In Consortium (CWIC), Melbourne, pp. 13, 32
- [3] Hampson, K. and Brandon, P. (2004) Construction 2020: A Vision of Australia’s Property and Construction Industry Report, CRC Construction Innovation, Australia, pp. 20
- [4] National Institute of Standards and Technology (2004), “Cost Analysis of Inadequate Interoperability in the U.S. Capital Facilities Industry”, Maryland, United States
- [5] Khemlani, L. (2005) Academic Research in Architectural Computing, http://www.aecbytes.com/buildingthefuture/ArchComputingResearch.htm , accessed December 1, 2005
- [6] Newton, R. S. (2005) AISC Updates Contract Standards to Reflect Model-Based Structural Engineering, http://aecnews.com/articles/1056.aspx , accessed December 4, 2005
- [7] Oxford English Dictionary
- [8] Liaserin, J. (2002), Comparing Pommes and Naranjas, http://www.laiserin.com/features/issue15/feature01.php , accessed November 12, 2005
- [9] Lee, A., Wu, S., Marshall-Ponting, A., Aouad, G., Cooper, R., Tah, J. H. M., Abbott, C. and Barrett, P. S. (2005) nD Modelling Roadmap: A Vision for nD-Enabled Construction, University of Salford, Salford, p. 96